29.06.16

[Rezi] We Stand On Guard


„We Stand On Guard“ behandelt einen Krieg, der in ca. 100 Jahren zwischen den USA und Kanada ausbrechen wird, weil in den USA die Wasservorräte zu Ende gehen und die Supermacht daraufhin kurzerhand ihren Nachbarn überfällt. Doch die endlosen Wälder bieten einigen Kanadiern Schutz – und die Möglichkeit sich nach Guerilla-Manier zu wehren. Der Klappentext verspricht Riesenroboter, Action und persönliche Schicksale.

Als der Krieg beginnt, sprengen Raketen die Wohnung, in der die kleine Amber mit ihren Eltern und ihrem Bruder lebt. Ihre Eltern werden von der Explosion zerfetzt, nur sie und ihr Bruder überleben. Zwölf Jahre später schlägt sich die tapfere junge Frau völlig auf sich allein gestellt durch die Wälder Kanadas. Als sie von einem Roboterhund angegriffen wird, kann eine kleine Gruppe von Guerilla-Kämpfern sie retten. Sie nehmen sie mit und wollen ihr die Chance geben, mit ihnen zu kämpfen. Das Treffen setzt Geschehnisse in Gang, die nicht nur das Schicksal der Gruppe, sondern das des gesamten Krieges verändern.

Ein Krieg zwischen den USA und Kanada klingt für den durchschnittlichen Europäer sicherlich nach einem weniger interessanten Thema. Auch wenn mir Riesenroboter versprochen wurden, war ich zunächst skeptisch, ob mir diese Kriegsgeschichte gefallen würde. Was ich dann aber in den Händen hielt, was anders als erwartet. Hier wird keine typische Kriegs- und Action-Geschichte erzählt. Es geht um die Personen und was sie erleben. Und wie jede auf ihre Weise versucht, sich zur Wehr zu setzen.

Schon der erste Blick weiß zu gefallen. Grafisch ist das Buch absolut gelungen. Bunte und eindringliche Bilder erzählen die spannende Geschichte. Gut eingebaut in die Handlung um Amber und den kleinen kanadischen Guerilla-Trupp, den sie im Wald trifft, werden die Hintergründe der Personen und des Krieges beleuchtet. Die wenigen Rückblicke sind kurz und pointiert, die Dialoge unterhaltsam und glaubwürdig. Auch die Action kommt nicht zu kurz. Durch die gekonnte Erzählweise erhält der Leser einen der kurzweiligsten Comics der letzten Jahre.

Wie im Klappentext versprochen wird, konzentriert sich Autor Brian K. Vaughan auf die Charaktere. Natürlich ist die Betrachtung der Figuren nicht so tief, wie man es etwa in einem Roman erwarten würde. Für eine Geschichte dieser Art ist sie aber genau richtig. Amber ist gut getroffen, genau wie ihre Mitstreiter. Ihre Gegenspielerin – die Amerikanerin, die alles daran setzt, die Gruppe zu vernichten – ist vielleicht die beste Figur der Geschichte. Es macht unglaublich Spaß sie zu hassen.

Passend dazu gestaltet sich das Ende. Alles um die Figuren wird hervorragend aufgelöst. Nur das Ende des „großen Ganzen“ hätte meiner Meinung nach besser ausfallen können. Wenn eine kleine Gruppe von Leuten in einer Actionstory einen großen Krieg beeinflussen soll, wird es manchmal etwas unglaubwürdig. Aber auch wenn ich persönlich nicht 100%ig zufrieden bin, ist die Auflösung eigentlich gut gelungen. Insgesamt bin ich jedenfalls schon lange nicht mehr so gut unterhalten worden.

Fazit: In großartigen Bildern erzählt „We Stand On Guard“ die Geschichte einer kleinen kanadischen Kämpfertruppe, die sich gegen die Übermacht der Amerikaner auflehnt, die ihr Nachbarland wegen dessen Wasserreserven überfallen hat. Der Comic ist kurzweilig, actionreich und ganz einfach hervorragend erzählt.

We Stand On Guard
Comic
Brain K. Vaughan, Steve Skroce, Matt Hollingsworth, Fonografiks
Cross Cult 2016
ISBN: 978-3-86425-836-7
144 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 25,00

[Diese Rezi wurde für den Ringboten geschrieben.]

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